Beyond the Horizon 36 – Draft Special: Tight Ends
In den ersten beiden Ausgaben des Draft Specials von Beyond the Horizon haben wir uns mit den Offensive Linern und Linebackern der Draftklasse von 2020 befasst. Wir freuen uns sehr über die Teilnahme und Expertise von Jan Weckwerth vom Triple Option Blog, Christian Schimmel von DerDraft.de, Peter Schindler vom Student Section Podcast und Julian Barsch, der Gastgeber des Saturday Kickoff Podcast ist. Unsere vier deutschsprachigen Experten, die sich viel mit College Football auseinandersetzen und ihr Wissen in Blogs und Podcasts teilen, haben uns ihre Top Prospects und Sleeper mit auf den Weg gegeben.
2019 gingen mit Hockensohn und Fant zwei Tight Ends vom Board
Nun beschäftigen wir uns in der dritten Ausgabe mit der Positionsgruppe Tight Ends. Im letzten Draft 2019 hatten wir eine Klasse mit zwei Picks an der Spitze in der ersten Runde. Die Detroit Lions wählten T.J. Hockenson bereits mit dem achten Pick Overall, während die Denver Broncos Noah Fant mit dem 20. Pick auswählten. Beide Tight Ends besuchten die University of Iowa. Kein schlechtes College für Tight Ends, schließlich spielte auch George Kittle von den San Francisco 49ers für die Hawkeyes. Anschließend folgten in der zweiten Runde noch Irv Smith Jr. (Alabama), der von den Minnesota Vikings an der 50. Stelle gezogen wurde, und zwei Picks später wählten die Cincinnati Bengals Drew Sample (Washington).
Im Draft 2020 sieht die Draftklasse dagegen eher durchwachsen aus, was sowohl die Spitze als auch die Tiefe der Klasse anbelangt. Es könnte durchaus sein, dass in der ersten Runde kein Tight End vom Board geht. Und falls doch, um welches Prospect könnte es sich handeln. Mal schauen, welche Spieler unsere Experten auf ihren Big Boards in Sachen Tight Ends oben angesiedelt haben. Viel Spaß!
TOP PROSPECT TIGHT END
PETER SCHINDLER – STUDENT SECTION PODCAST: HUNTER BRYANT (WASHINGTON)
Die diesjährige Tight End Klasse haut wohl die wenigsten vom Hocker, was aber nicht bedeutet, dass keine guten Spieler im Angebot sind. Einer dieser Spieler ist Hunter Bryant von den Washington Huskies. Bryant überzeugt in erster Linie als Receiving Tight End, insbesondere durch sein Route Running und durch seine Fähigkeit Yards after Catch zu produzieren. Er ist für die Position nicht wirklich groß und wird sicherlich seine Probleme als Blocker in der NFL bekommen, da die Liga jedoch immer passlastiger wird, dürfte er sich dennoch sehr gut integrieren. Ich sehe in ihm kein Erstrundentalent, aber an Tag 2 dürfte er früh vom Board gehen.
JULIAN BARSCH – SATURDAY KICKOFF PODCAST: ADAM TRAUTMANN (DAYTON)
Adam Trautman von Dayton ist für mich der klar beste Tight End in dieser Klasse. Ja, er war gegen schwächere Konkurrenz aktiv, allerdings bringt er trotzdem viele spannende Fähigkeiten mit. Als Athlet ist er mit seiner Größe von 6-5 recht leichtfüßig, agil und schnell. Seine größte Stärke ist in meinen Augen das Route Running. Hier hat er ein tolles Gefühl und besticht mit seiner Awareness für Leverage. Seine Hüften sind gerade bei den Breaks flexibel und auch nach dem Catch gefällt mir seine Fähigkeit, mehr Yards zu erlaufen. Dazu kommt, dass er in Contested Catch-Situationen mit Körperkontrolle und Ball Tracking überzeugt. Trautmann hatte nach PFF nur 2 Drops bei 78 fangbaren Bällen, was im Vergleich zu anderen Tight Ends dieser Klasse hervorragend ist. Er ist für mich der beste Allrounder in der Klasse, weil er beim Blocking nicht nur Aggressivität und Einsatz, sondern auch solide Fähigkeiten zeigt. In einem Interview hat er auch bereits selber bestätigt, wie viel Spaß ihm dieser Teil des Spiels bereitet. Natürlich wird sich das Blocking so nicht direkt auf die NFL übertragen lassen, aber Adam Trautman ist ein spannendes Prospect mit Potential, ein wirklich guter Starter zu werden.
JAN WECKWERTH – TRIPLE OPTION BLOG: ADAM TRAUTMAN (DAYTON)
Ich mag diese Klasse noch weniger als die meisten anderen Analysten und sehe keinen TE in der zweiten Runde. Eine klare Nummer 1 gibt es für mich nicht, ich habe mehrere Prospects sehr eng beieinander. Wenn ich würfeln müsste, würde ich mich wohl für Adam Trautman von Dayton entscheiden, da er von den „Top“-Prospects am ehesten komplett ist. Trautman spielt normalerweise in-line TE, kann sich aber auch mal als WR im Slot oder als H-Back aufstellen. Er läuft gute Routes (Speed auf dem Feld ist besser als seine 40 bei der Combine), hat sehr sichere Hände und verfügt über gute Jump-Ball Qualitäten. Wurde in Daytons Offense auch gerne mal vertikal eingesetzt. Nach dem Catch ist er nicht leicht zu Boden zu bringen und zieht Defender regelmäßig mit. Sein Blocking ist effizient, nicht immer mit gewünschter Technik, doch daran lässt sich arbeiten.
Trautman hat bei den Flyers in der FCS natürlich nicht die besten Gegner gehabt und braucht sicherlich ein wenig Eingewöhnung. Bei den Senior Bowl Practices hat er mir allerdings durchaus gefallen, vielleicht ist die Lernkurve ja kürzer als gedacht. Er muss noch ein wenig an seinem Footwork bei den Breaks arbeiten und sein Blocking verfeinern, aber er ist einer der wenigen guten Y-TE Prospects dieser Klasse.
FRANK HÖHLE – 49ERS GERMANY: BRYCEN HOPKINS (PURDUE)
Brycen Hopkins hat erst an der High School mit Football angefangen. Dies ist umso erstaunlicher, weil sein Vater Brad Hopkins für 13 Spielzeiten als Offensive Tackle für die Tennessee Titans spielte. Hopkins schaffte in vier aktiven Spielzeiten für Purdue mit 130 Receptions 1.945 Yards und 16 Touchdowns. In jeder Spielzeit konnte Hopkins seine Produktion steigern und sich kontinuierlich verbessern. Der Tight End ist ein starker Route Runner mit einem fortgeschrittenen Route Tree und hat gute Ball Skills. Auch in Contested Catches macht er eine gute Figur. Allerdings muss er bei seinen Passfängen konstanter werden und leichte Drops vermeiden. Hopkins ist ein geschmeidiger Athlet, nimmt nach der Line of Scrimmage gut Tempo auf und produziert Yards after Catch. Als Blocker wird er es in der NFL schwer haben. Ihm fehlt die Masse und Kraft im Blocking, aber er gibt in jedem Block alles und nicht auf. Hopkins verfügt über die Qualität in der NFL zu starten und sollte zumindest eine solide Option zwei bei 12-Personnell sein.
SLEEPER TIGHT END
PETER SCHINDLER – STUDENT SECTION PODCAST: THADDEUS MOSS (LSU)
Moss hat mir in der Meisterschafts-Offense der LSU Tigers ausgesprochen gut gefallen. Er ist ein sehr physischer Tight End, der ein gutes Route Running aufweist und gute Hände hat. Ich liebe es ihm bei Contested Catches zuzusehen. Eine echte Augenweide. Er ist allerdings nicht der schnellste und wird eher als Inline-TE seine Chancen bekommen. Viel Yards after Catch wird man von ihm auch nicht erwarten können. Mein Draft-Tipp für ihn: Er geht zu Mitte von Tag 3 vom Board.
JAN WECKWERT – TRIPLE OPTION BLOG: DEVIN ASIASI (UCLA)
Vor zwei Wochen wäre Asiasi noch als richtiger Sleeper durchgegangen (wenige hatten den unter ihren Top 10 TEs), mittlerweile hat er ein wenig Hype bekommen und ist bei einigen Analysten die Boards ein wenig nach oben geschossen. Asiasi ist ein etwas kleinerer, sehr kräftig gebauter TE, der auf den ersten Blick wie ein reiner Blocking-TE wirkt, aber doch ein wenig mehr zu bieten hat. Ist einen relativ variablen Route Tree gelaufen und bewegt sich auf den Routes erstaunlich flüssig, muss allerdings noch ein wenig an den Breaks arbeiten. Er verfügt über sichere Hände und ist halbwegs agil nach dem Catch, kann also durchaus mal einen Gegner mit einem überraschenden Cut aussteigen lassen. Asiasi ist einer der besseren Blocker der Klasse: Sowohl an der Line als auch im 2nd Level kann er mit einem guten Initial Punch punkten. Bevor ich einen Pick am zweiten Tag für einen der vermeintlichen Top-TEs einsetze, würde ich eher Asiasi am dritten Tag picken.
Wenn euch Asiasi nicht mehr Sleeper genug ist, empfehle ich einen Blick auf Dalton Keene von Virginia Tech, der in seiner Offense kaum einmal vernünftig eingesetzt wurde, aber aufgrund seines vielseitigen Skillsets in der NFL überraschen könnte.
JULIAN BARSCH – SATURDAY KICKOFF PODCAST: CHARLIE TAUMOEPEAU (PORTLAND STATE)
Für den Sleeper gehe ich erneut an eine kleinere Uni, denn ich finde Charlie Taumoepeau von Portland State als Developmental Receiving Tight End wirklich spannend. Für seine Statur bringt er überraschend gute Athletik mit, die auf Tape auch besser aussieht, als seine Combine Performance. Des Weiteren ist auch er gefährlich nach dem Catch. Hier kann ich das Spiel gegen San Diego empfehlen, weil er seine Qualitäten in dem Bereich da wirklich auf beeindruckende Art und Weise zur Schau stellt. Sicherlich braucht es noch einiges an Entwicklung im Route Running und Blocking, aber auf Tape kann man in allen Bereichen Potential sehen und das macht ihn für mich zu einem aufregenden Day 3 Prospect.
FRANK HÖHLE – 49ERS GERMANY: COLBY PARKINSON (STANFORD)
Stanford Cardinal Colby Parkinson ist einer der sportlich begabtesten Tight Ends in dieser Klasse. Er zeigte als Cardinal einen guten Football IQ und konnte sich in verschiedenen Rollen in die Offense von Stanford einbringen. Seine Produktion steigerte er in allen drei Jahren am College, allerdings konnte er in seinem Junior Jahr nur einen Touchdown fangen. Als Sophomore gelangen ihm noch sieben. Er ist ein großes Target mit sehr sicheren Händen und bringt die typischen Eigenschaften einen Stanford Tight Ends mit. Parkinson kann In- und Outbreaking Routes im Underneath Passing Game beackern, bringt aber praktisch keine Yards nach dem Catch. Seine Geschwindigkeit limitiert ihn und er bringt kaum Erfahrung als Inline Blocker mit.