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28. März 2024

49ers Germany

Official 49ers Fan Chapter, part of Niner Empire.

Beyond the Horizon – Episode 32: Gang Green Germany

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Herzlich Willkommen zur 32. Ausgabe von „Beyond the Horizon“. Wir freuen uns sehr, dass wir die Gang Green Germany zum Rückblick auf die Saison 2019 und einen Ausblick auf Draft, Free Agency und die Saison 2020 bei uns begrüßen dürfen. Die deutschen Anhänger der New York Jets waren ganz zu Beginn der „Beyond the Horizon“ Interviewreihe in der zweiten Ausgabe überhaupt zu Gast. Dann wollen wir doch einmal herausfinden, was sich bei der Gang Green Germany in gut einem Jahr getan hat, bevor wir in den sportlichen Teil einsteigen. 

Seid herzlich gegrüßt liebe Gang Green Germany und vielen Dank, dass Ihr unserer Intervieweinladung erneut entsprochen habt. Ihr wart in der zweiten Ausgabe schon einmal bei uns zu Gast und habt Euch schon einmal vorgestellt. Wir haben seit unserem „Kennenlernen“ die Jets und die Gang Green Germany deutlich mehr im Blick. Was hat sich bei Euch im letzten Jahr und um die Saison 2019 getan? Falls wir es richtig verfolgt haben, wart Ihr mit einer größeren Gruppe bei Spielen in den Staaten? Bitte berichtet uns – wir sind sehr neugierig!

Gang Green Germany: Wie ihr aus „Beyond the Horizon – Episode 2“ wisst, gibt es eine Facebook Gruppe mit dem Namen Gang Green Germany. Eine Anlaufstation für alle Jets Fans oder Interessenten. 388 Mitglieder tauschen sich hier aus. Auch Fantreffen und die von euch angesprochenen USA Reisen werden hier organisiert.  In der vergangenen Saison waren 18 reisefreudige Jets Fans mit dabei. Es war bereits der dritte Ausflug über den großen Teich, aber der erste dieser Größenordnung. Vor Ort traf man sich mit der New Yorker Fangruppierung Gotham City Crew und der New Era Fanbewegung. Es wurden neue Kontakte geknüpft, vorhandene vertieft, gelacht, getrunken und Siege gefeiert.  Besucht wurden ein Heimspiel (gegen die New York Giants), ein Auswärtsspiel (Washington Redskins) und unsere Anhänger der Penn State University kamen auch noch auf ihre Kosten. In kleineren Gruppen ging es auch zum Eishockey (die einen New York Rangers, die anderen New York Islanders). Ihr seht also, da war einiges geboten. Auch für die Saison 2020/2021 gibt es schon einige Überlegungen. Bis der Spielplan veröffentlicht wird natürlich nur Theorie, aber es wird auf jeden Fall wieder einen Trip geben.

Bei unserem ersten Interview mit euch steckte die Newsseite noch in den Kinderschuhen. Hier hat sich einiges getan. „Gang Green Germany – alles rund um die New York Jets“ hat kürzlich die 750 Follower bei Facebook geknackt. Inzwischen arbeiten neun Personen daran, Jets Fans (und jeden den es interessiert) mit News zu versorgen. Wir erzählen die Geschichte der Franchise und deren Helden, analysieren Spiele schriftlich und in Podcasts und versuchen immer das Neueste möglichst schnell, in deutscher Sprache, zu veröffentlichen. Aktuell beschäftigen sich unsere College Football Nerds mit den Jets-relevantesten Draft Prospects. Ihr findet unsere Scouting Reports und alle anderen News auf Facebook, Twitter und Instagram (gang_green_germany). Unsere Podcasts gibt es als Video auf YouTube oder in Audioversionen auf allen gängigen Plattformen wie z. B. Spotify. 

Zur Saison 2019 übernahm Adam Gase als neuer Hauptübungsleiter von Todd Bowles, der zuvor drei Spielzeiten als Head Coach der Miami Dolphins arbeitete. Nach einem Saisonstart mit nur einem Sieg aus den ersten acht Spielen bekam man in der zweiten Saisonhälfte noch die Kurve. Mit sechs Siegen aus den letzten acht Spielen beendete man die Spielzeit mit einer Bilanz von 7-9 auf dem dritten Platz der AFC East. Wie habt Ihr den Saisonverlauf gesehen und was sind Eure Eindrücke von der 100. Jubiläumssaison der NFL

Gang Green Germany: Für die Gemüter der Fans war der Saisonverlauf natürlich krass. Die Pessimisten hatten die schlechte erste Saisonhälfte genau so prognostiziert und fühlten sich nur bestätigt. Die Optimisten hatten einen harten Aufschlag auf dem Boden der Tatsachen und der neutrale Zuschauer musste Woche für Woche neues Leid erdulden. Es schien als könne es keine Fröhlichkeit in den Gruppen der Gang Green Germany mehr geben. Dazu rollte der „Fire Gase Train“ durch die Gang Green und sammelte fleißig Passagiere ein. Ich glaube, wir müssen den 49ers Germany nichts darüber erzählen. Auch ihr habt harte Zeiten hinter euch. Da gibt es dann negative Meldungen die auf Durchhalteparolen prallen und schon fallen die ersten Worte, die man vielleicht einmal bereut. Das zieht die Stimmung dann noch weiter herunter. Bei sechs Siegen in der zweiten Saisonhälfte kommen dann die ersten Retourkutschen oder man kommt sich mit denen in die Wolle, für die der Sieg alleine nicht zählt. Wir Jets Fans machen in dieser Offseason, was wir schon in so vielen Offseasons getan haben. Neu sammeln. Die 100. NFL-Saison war für die Fans der Jets also eine harte Bewährungsprobe, die einem vielleicht mehr über einen selbst hat lernen lassen. Ha! Was für ein poetischer Ansatz.

Die Offense der Jets um Quarterback Sam Darnold in seinem zweiten Jahr blieb trotz der Verpflichtung von Running Back Le’Veon Bell und dem Ruf von Gase, ein moderner und offensiv denkender Coach zu sein, hinter den Erwartungen zurück. Nach erzielten Punkten belegte man den 31 Rang und nach erzielten Yards sogar den 32. Platz. Auch nach der Metrik von Football Outsiders liegen die Jets nach Offense DVOA mit Rang 29 unter den schlechtesten Teams der Liga. Wie habt Ihr die Offense der Jets im ersten Jahr unter Gase gesehen? Gab es im Laufe der Saison, insbesondere in der zweiten Saisonhälfte, Fortschritte, die Euch optimistisch in die Zukunft blicken lassen?  

Gang Green Germany: Fragen nach Adam Gase spalten die Gang Green. Einerseits hatte Adam Gase mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Dazu kommen das neue Umfeld, eine Offensiv Line die den Namen nicht verdient hat, ein neues Team und ein junger Quarterback. Andererseits wurde er als „Offense Guru“ angepriesen.

Der Offense Guru wirkte in vielen Spielen unvorbereitet. Er ließ Adjustments zur Halbzeit vermissen. Er setzt Spieler oft nicht nach ihren Stärken ein. Ein kreatives Run Game war schlicht nicht vorhanden und der Game Plan war oft… sagen wir, überraschend. Beispiel: Die Cincinnati Bengals galten als sehr anfällig bei Outside Runs. Gase ließ keine spielen. In seiner Logik rechnet der Gegner ja mit Outside Runs, also dem Ausnutzen seiner Schwäche und könnte darauf vorbereitet sein. Man sah einen Bell also wieder ein ums andere Mal gegen eine Wand in der Mitte rennen.

Die Jets verloren gegen die bis dahin sieglosen Bengals. Solche und andere Beispiele zeugen von einer ganz eigenen Denkweise, die nicht bei jedem Gegner funktioniert. Am Ende der Saison hatte Gase sieben Siege und eine der schlechtesten Offenses der Liga.

Die einen lassen sich durch den Record versöhnlich stimmen. Aber viele sehen in Adam Gase keinen Coach, der den Jets weiterhilft. Ein Trainer muss das Beste aus dem Team rausholen, welches man ihm vorsetzt. Hat er das geschafft? Eine Antwort auf diese Frage hilft nach der Saison auch nicht mehr. Wir müssen abwarten, welches Team man Gase in der neuen Saison vorsetzt und was er dann in der Lage ist zu leisten. Über den Glauben daran kann man natürlich streiten. Ich selbst frage mich, warum der Mann überhaupt Coach in der NFL ist. Wenn ich vor dem Fernseher die nächsten drei Spielzüge vorhersagen kann, kann es ein gegnerischer Defense Coordinator auch. Da braucht man sich nicht wundern, wenn etwas nicht funktioniert. Trotzdem sieht Adam Gase dann immer etwas überrascht aus. Da macht der ganz große Augen. Als Lokführer des Fire Gase Trains möchte ich in diesem Rahmen nicht aufs übelste loswettern. Das hebe ich mir für unseren eigenen Podcast auf.

Quarterback Sam Darnold kam in 13 Partien auf 3.024 Yards mit 19 Touchdowns sowie 13 Interceptions. Mit einer Completion Percentage von 61,9% hat er sich im Vergleich zu seiner Rookie Saison leicht gesteigert, was ebenfalls für Touchdowns und Interceptions gilt. Wie seht Ihr die Entwicklung von Sam Darnold? Hat Gase ihn weiterentwickelt? 

Gang Green Germany: Darnold hatte insgesamt schwierige Voraussetzungen für die Saison. Neuer Coach, neues Playbook, neue Mitspieler und dann die unglückliche Mono-Erkrankung bereits nach dem Spiel gegen die Bills in Week 1. Als er dann gegen Dallas zurückkam, stand man bereits bei 0-4 und er musste als großer Hoffnungsträger versuchen, zu retten was wohl schon nicht mehr zu retten war. Nach einem starken Auftritt gegen die Cowboys, folgten jede Menge schwacher Spiele, bis man auf 1-7 nach der Niederlage in Miami fiel und auch Darnold zeigte bis dahin eigentlich nur Rückschritte in seinem Spiel, schlechtes Decision-Making allen voran. Dann konnte er aber über die letzten acht Wochen, in denen er mit 13:4 Touchdown zu Interception Ratio auch statistisch eine klare Steigerung zeigte, dem Team insgesamt zu mehr Stabilität und Siegen verhelfen. Hier liegt auch vor allem die Hoffnung, nachdem er wieder gänzlich gesund war und mehr Erfahrung im neuen System bekam, machte er schon einen Schritt vorwärts und das eben auch trotz einer der ligaweit schlechtesten Offensive Lines und einem nicht existenten Run Game. Was die Entwicklung durch Gase selbst angeht, kann man geteilter Meinung sein. Jeder, der mal ein ganzes Spiel einer seiner Offenses gesehen hat, fragt sich sicherlich, ob er absichtlich seinen Spieler das Leben schwermachen will. Dennoch ist eine statistische Steigerung unbestreitbar und daher lebt hier die Hoffnung noch, dass er tatsächlich noch was zu Darnolds Entwicklung beitragen kann. Ob das ein anderer Coach nicht besser könnte, sei mal dahingestellt.  Mit einer weiteren Offseason im neuen Playbook, einer komplett gesunden Saison und hoffentlich einigen Verstärkungen, erhoffen wir uns von Sam erneut einen klaren Schritt nach vorne. Er ist noch immer einer der talentiertesten jungen Franchise Quarterbacks in der Liga. Die Überzeugung, dass er unsere Franchise noch lange durch die Zukunft führen wird, ist ungebrochen.

Trotz Running Back Le’Veon Bell (789 Rushing Yards / 461 Receiving Yards) und den Wide Receivern Jamison Crowder (833 Receiving Yards), Robby Anderson (779 Yards) sowie Veteran Demaryius Thomas (433 Receiving Yards) haben die weder einen 1.000 Rushing Yards Runner, noch einen 1.000 Yards Receiver aufzubieten. Dagegen könnte Tight End Ryan Griffin die Entdeckung der Saison 2019 für die Jets sein. Wie beurteilt Ihr die Skill Player der Jets in 2019?

Gang Green Germany: Die Statistiken der einzelnen Spieler lesen sich so, wie der Football die Saison über ausgesehen hat, enttäuschend und zäh. Und dass trotz der Verpflichtung von Le´Veon Bell, von dem sich eigentlich alle endlich ein starkes Run Game erhofft hatten. In meinen Augen wurde Bell die komplette Saison über von Gase nicht unbedingt seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt, vor allem die Einbindung ins Passing Game fehlte häufig, dazu trug die schwache O-Line zu einer enttäuschenden Saison bei. Nun nach der Saison steht bei Bell vor allem die Frage nachdem Fit ins Gase’s System oder andersrum der Wille das System an ihn anzupassen.

Jamison Crowder kann man insgesamt sicherlich zu den positiven Erscheinungen zählen, gerade seine Chemistry mit Darnold wirkte von Anfang an stark, er sollte auch zukünftig als Slot Receiver ein wichtiger Teil der Offense sein, wann immer er ins Spiel eingebunden wurde, wirkte die Offense flüssig. Auf Tight End musste Ryan Griffin für den verletzten Chris Herndon einspringen und machte seine Sache überraschend gut, gerade in der Redzone war er ein wichtiger Faktor, er wurde dann ja auch mit einem neuen Vertrag belohnt. Zusammen mit Herndon sollte er auf Jahre eines der besseren Duos der Liga bilden. Robby Anderson wiederum litt zunächst sehr unter der Abwesenheit und dann auch dem schwächeren Spiel von Darnold, als dieser sich dann wie das gesamte Team steigerte, wurde auch Anderson wieder besser angespielt. Nach vier Jahren bei den Jets bleibt aber nach wie vor die Frage, wird er je mehr sein, als ein Deep Threat?

In der Defense übernahm Coordinator Gregg Williams mit dem Amtsantritt von Adam Gase das Zepter und formte eine schlagkräftige Defense. Nach zugelassenen Punkten liegt man auf dem 16. Rang und in zugelassenen Yards sogar in den Top Ten (7.). Auch nach Football Outsiders hat man sich nach Platz 21 in Defense DVOA um elf Plätze verbessert. An welchen Schrauben hat Williams erfolgreich gedreht und was hat die Defense im Vergleich zum Vorjahr verbessert?

Gang Green Germany: Die Defense war tatsächlich die ganze Saison über das Rückgrat des Teams und trägt eigentlich an allen Siegen den größten Anteil. Vom ersten Spiel an gelang es Gregg Williams eine disziplinierte Einheit zu formen, angeführt von Jamal Adams, der sich erneut massiv steigerte und vollkommen zurecht in seinen zweiten Pro Bowl am Stück gewählt wurde. Aktuell sehe ich in der NFL keinen anderen Safety, der einen so großen Einfluss auf den Ausgang eines Spiels hat, besonders rund um die Line of Scrimmage ist Adams ein außergewöhnlicher Spieler. Häufig wird unter Jets Insidern gewitzelt, er ist individuell der beste Safety, Pass Rusher, Linebacker und Cornerback des Teams.

Abgesehen von ihm hatte Williams aber wenig individuelle Klasse zur Verfügung, gerade auf Linebacker, wo mit Mosley, Williamson und Cashman die Top drei des Depth Chart verletzt fehlten und auf Cornerback, wirkte es teilweise, als wäre eher XFL Level auf dem Platz. Trotzdem schaffte es Williams mit seinem System, die wenigen Stärken höher zu gewichten und um die Mängel herum zu coachen, Druck auf den gegnerischen Quarterback wurde vor allem durch exotische Blitzes erzeugt und den Run stoppte man diszipliniert im Team und mit einer starken Rotation in der Defensive Line, gerade Foley Fatukasi und Nathan Shepherd machten hier einen großen Schritt nach vorne in ihrer Entwicklung und können so als wichtige Bausteine für die Zukunft eingeplant werden. Im Grunde hat Gregg Williams vergangene Saison gebracht, was Gase auf der anderen Seite des Balles augenscheinlich nicht konnte, ein Team trotz offensichtlicher individueller Schwächen funktional einzusetzen und zu entwickeln. Mit einigen gezielten Verstärkungen und der erhofften Rückkehr einiger Verletzten, kann man mit diesem System durchaus die Hoffnung haben, in der nächsten Saison den Schritt zu einer Top Five Defense zu machen.

Im Draft 2019 wählten die Jets an Nummer 3 Overall Defensive Tackle Quinnen Williams (Alabama). Dazu draftete man Outside Linebacker? Edge Rusher Jachai Polite (Florida), Offensive Tackle Chuma Edoga (USC), Tight End Trevon Wesco (West Virginia), Linebacker Blake Cashman (Minnesota) und Cornerback Blessuan Austin Rutgers). Wer hat Euch in der ersten Saison überzeigt und wie zufrieden seid Ihr mit der Draftklasse 2019?

Gang Green Germany: Neues Jahr, neue enttäuschende Draft Class, so fühlt es sich als Jets Fan eigentlich seit zehn Jahren an. Der Draft 2019 wurde noch von Mike Maccagnan durchgeführt, der nur wenige Wochen später als General Manager seinen Hut nehmen musste. Rückblickend muss man sagen, dieser Schritt hätte besser vor dem Draft erfolgen sollen. In fünf Jahren als ausführender GM kann man die echten Draft Hits von Maccagnan an einer Hand abzählen. Auch wenn erst eine Saison absolviert ist, hier eine Einschätzung der einzelnen Spieler der Class von 2019:

Quinnen Williams als 3rd Overall Pick war im Grunde von Anfang eine diskutable Entscheidung, erst recht, wenn man bedenkt, dass ein Edge Rusher wie Josh Allen noch zu haben war und deutlich besser ins System gepasst hätte. Auch Quinnen Williams hatte während seiner Rookie Saison mit Verletzungen zu kämpfen und konnte so sein Potenzial eher andeuten. Am Ende stehen 13 Spiele, 2,5 Sacks und 4 Tackles for Loss. Er wirkte vor allem gegen den Run stark, aber auch eher in kurzen Abschnitten. Definitiv nicht, was man sich vom einem 3rd Overall Pick erwartet. Trotzdem ist er noch jung und man muss ihm die Chance geben, mit einer vollen Offseason fit und vorbereitet in seine zweite Saison zu gehen, wo dann eine deutliche Steigerung kommen muss. Nach einem Jahr muss man aber sagen, ist der Pick eher eine Enttäuschung.

Jachai Polite ist als 3rd Round Pick bereits jetzt ein absoluter Bust, er wurde bereits beim Roster Cutdown im August unter anderem wegen mangelnder Einstellung entlassen und tingelt seitdem durch die Practice Squads der NFL. Danke für Nichts.

Chuma Edoga startete in seiner Rookie Saison bereits acht Spiele, hauptsächlich als Right Tackle. Hier war viel Licht und Schatten drin. Gute Auftritte vor allem zu Beginn gegen Philadelphia und Dallas, dann aber auch unterirdische Spiele, ganz schwache Grades bei Pro Football Focus über die restlichen Auftritte und am Ende in Woche 12 eine saisonbeendende Verletzung. Er wirkte noch nicht bereit für die NFL, trotzdem sollte er zur kommenden Saison um den Spot als einer der beiden Tackle kämpfen dürfen, idealerweise bleibt er aber wohl zunächst Backup.

Trevon Wesco als Fullback/Tight End Hybrid war zwar regelmäßig auf dem Feld, war dort aber im Grunde nur durch verpasste Blocks auffällig. Roster Spot 2020 nicht garantiert, es kann im Grunde nur besser werden.

Blake Cashman zeigte einige gute Ansätze, als er nach den Verletzungen von Williamson und Mosley früh aufs Feld musste, gerade als Coverage Linebacker war er mehr als brauchbar. Er verletzte sich dann aber in Woche 8 an der Schulter und verbrachte den Rest der Saison auf Injury Reserve. Von ihm kann man sich aber schon noch was erhoffen für 2020.

Bless Austin war zwischenzeitlich der größte Lichtblick der Class, er startete sieben Spiele als Outside Cornerback und machte seine Sache sehr ordentlich, zeigte Ansätze eines Nr. 1 Cornerbacks. Nach einigen, vor allem mentalen Patzern landete er dann aber in Gregg Williams Doghouse und blieb die letzten Wochen der Saison auf der Bank. Könnte sich aber im neuen Jahr eine neue Chance erarbeiten. Er würde jedenfalls einen großen Need füllen.

Alles in allem eine schwache Gruppe und sinnbildlich für den Rebuild der letzten Jahre. Wenn man seine Picks nicht in gute Spieler umwandelt, kann man rebuilden solange man will. Der neue GM Joe Douglass muss das ändern, damit überhaupt mal wieder von besseren Zeiten träumen darf.

Mit aktuell rund $ 50.000.000 Cap Space für die Saison 2020 stehen die Jets im Mittelfeld der Liga. Man hat 21 Unrestricted Free Agents (darunter Center Ryan Kalil, Left Tackle Kelvin Beachum, Wide Receiver Robby Anderson), fünf Restricted Free Agents und vier Exclusive Right Free Agents. Welche eigenen Free Agents sollten die Jets aus Eurer Sicht halten und wen sollte man ziehen lassen? 

Gang Green Germany: Ich denke bei jedem Team kann man die Free Agents in drei Kategorien einteilen.

Kategorie 1: Bitte bleib, egal was es kostet!

Kategorie 2: Ok. Kannst bleiben. Aber nur wenn es nicht zu teuer wird!

Kategorie 3: Geh. Geh mit Gott. Aber geh.

Bevor ich mich jetzt über jeden einzelnen Spieler hermache, beschränke ich mich mal auf die wichtigsten. Fangen wir mit den von euch genannten an.

Ryan Kalil: Das gescheiterte Experiment. Joe Douglas war noch nicht lange GM der Jets, da wollte er schon Moves machen. Moves die dem Team weiterhelfen. Also holte er Ryan Kalil aus dessen gerade angetretener Rente. Die Idee dahinter war super. Du holst einen Center, der zwar über dem Zenit ist, aber noch eine Saison im Tank hat und deinem jungen Backup helfen kann. Leider hat es nicht funktioniert. Kalil schien mit dem Blockschema in Gase Offense nicht klarzukommen. Und auch sein Körper war einer ganzen Saison NFL Football nicht mehr gewachsen. Wir hoffen, dass er wenigstens Jonotthan Harrison auf dem Trainingsplatz weiterhelfen konnte. Die Rente stand ihm besser. Kategorie 3.

Kelvin Beachum: Einen guten Left Tackle sucht man oft vergebens. Beachum ist solide. Kein Superstar. Aber er macht seinen Job und mit ihm auf der linken Seite sah die O-Line immer besser aus. Man muss jetzt aber auch folgendes sagen: Die Jets sehen im letztjährigen drittrundenpick Chuma Edoga die Zukunft auf der Right Tackle Position. Und ein Tackle solle es auch mit dem elften Pick im Draft 2020 werden. Also Beachum halten? Edoga als Backup (kann rechts und links)? Der Rookie auf die rechte Seite? Beachum gehen lassen und für Trent Williams traden? Beachum gehen lassen und in den ersten beiden Runden des Draft zuschlagen? Oder in der Free Agency? Viele Möglichkeiten. Aber hinter all den Varianten steckt eine Aussage:  Kategorie 2.

Robby Anderson: Machen wir es kurz. Kategorie 2. Was er kann, kann er sehr gut. Er ist ein Deep Threat. Ein wahrer X-Receiver ist er aber nicht. Wird er nie sein. Ist so jemand $ 13.000.000 wert? Oder $ 14.000.000? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Am Ende lässt sich jemand der schnell geradeaus rennen kann aber in diesem Business leicht ersetzen. Übrigens: Robby Anderson hat vor seinen Wert auf dem freien Markt zu testen und will den Jets keinen „Heimteambonus“ geben.  Die Zeichen stehen also auf Abschied.

OLB Jordan Jenkins, WR Demaryius Thomas, ILB Neville Hewitt, ILB James Burgess, CB Arthur Maulet, G Alex Lewis sind alles Spieler über die man reden kann. Alle in Kategorie 2. Jeder hat auf die ein oder andere Weise seinen Wert fürs Team bewiesen. Sei es nur das Wissen einen soliden Backup auf der Bank zu haben, der da ist, wenn du ihn brauchst. Aber für den großen Paukenschlag reicht es eben nicht.

Gibt es denn keinen Spieler der Kategorie 1? Keinen den die Jets auf Teufel komm raus halten sollten? Doch! Den gibt es! Cornerback Brian Poole. Vorher im Dienst der Falcons, bekam er bei den Jets einen Proof-it-deal. Und bewiesen hat er einiges. Er war eine feste Größe in der Defense von Gregg Williams. Kein Nummer 1 Outside CB der am Ende das Mädchen bekommt. Aber das Arbeitstier gegen den Slot. Tolle Saison. Eine sichere Bank. Definitiv Kategorie 1!

In der Free Agency 2019 verpflichteten die Jets mit großen Verträgen Running Back Le‘Veon Bell (vier Jahre, $ 52.500.000) und Linebacker C.J. Mosley (fünf Jahre, $ 85.000.000) und Jamison Crowder (drei Jahre, 28.500.000), im Jahr davor Trumaine Johnson (fünf Jahre, $ 72.500.000). Wie zufrieden seid Ihr mit diesen Free Agent Verpflichtungen und was erwartet Ihr für anstehende Free Agency?

Gang Green Germany: Mit den Leistungen von Bell und Mosley kann man nicht zufrieden sein. Beide können nicht viel dafür. Der eine musste in der Mitte gegen Wände rennen. Der andere war die ganze Saison verletzt. Lediglich ein Spiel konnte Mosley zeigen, wie wertvoll er für eine Defense sein kann. Den Namen „Quarterback der Defense“ verdient kaum ein Middle Linebacker mehr als er. Bei Bell ist natürlich Luft nach oben. Ob es wirklich nur an der schlechten O-Line lag wird man sehen – vorausgesetzt die Jets schaffen es, diese in FA und Draft auch zu verbessern.

Jamison Crowder machte – wenn in Szene gesetzt – einen tollen Job. Leider wissen wir auch hier nicht wie wir seine Leistungskurven von der einen Woche auf die andere bewerten sollen. Auf ein Spiel mit 18 Targets, folgte eins mit zwei. War hier ein Kurzpassspiel mit dem Slot Receiver nicht vorgesehen? Konnte er keine Separation mehr schaffen? Wurde er von Darnold nicht beachtet? Leider kamen wir hier immer wieder auf Adam Gase und seinen Game Plan. So lässt sich sagen: Crowder könnte sein Geld noch mehr wert sein, setzt man ihn öfter richtig ein.

Die Frage nach Trumaine Johnson ist gemein. Salz in die Wunde. Treten nach einem am Boden liegenden. Mit den richtigen Cuts können die Jets richtig große Sprünge in der Free Agency machen. Wir hoffen Johnson ist der Erste dieser Cuts. (Anmerkung der Redaktion: Die Jets haben Trumaine Johnson zu Beginn der Woche entlassen). 

Sind Johnson und andere Altlasten mal weg, kann neu investiert werden. Die Baustellen der Jets sind immer gleich. Offensive Line (alle Positionen), Edge Rush, Cornerback, Wide Receiver. Wir hoffen die Jets können hier in der FA für mindestens drei der genannten Positionen Starter ergattern. Das wird schwer. Und vor allem teuer.

Nach aktuellem Stand gehen die Jets mit acht Picks in den Draft. Zum ersten Mal sind die New Yorker mit dem elften Pick Overall „on the clock“. Als größte Baustellen sehen viele Analysten den Pass Rush sowie die Offensive Line an und es werden Spieler wie Edge K’Lavon Chaisson (LSU), die Offensive Liner Andrew Thomas (Georgia), Tristan Wirfs (Iowa) sowie Mekhi Becton (Louisville) oder nach auch Cornerback Jeff Okudah (Ohio State) bei günstigem Verlauf mit den Jets in Verbindung gebracht. Steht einer dieser Spieler auch auf Eurer Wunschliste ganz oben oder habt ihr andere Prospects im Auge, die ihr gerne im Jets Jersey sehen würdet?  

Gang Green Germany: Hier kommt es eigentlich erstmal darauf an, wie die Free Agency für uns läuft und welche Needs am Draft Tag noch akut sind. Wenn ich aber daran denke, wie gegnerische D-Liner in unserem Backfield gelebt haben, dann kann es nur Richtung O-Line gehen mit dem ersten Pick. Nach Jahren der Vernachlässigung in dem Bereich, wird es Zeit, dass die Offensive Line wieder mit Homegrown Talent via Draft aufgestockt wird, um Sam Darnold alle Möglichkeiten zu geben, sein Potenzial auszuschöpfen. Aktuell sieht es ja so aus, als wären vier Offensive Tackles für die erste Hälfte der ersten Runde im Gespräch und nachdem ich die letzten Wochen damit verbracht habe, mir die Prospects genau anzusehen, erhoffe ich mir vor allem Tristan Wirfs von der University of Iowa, der meiner Meinung nach alles mitbringt, um für die nächsten 15 Jahre den Left Tackle Spot auf All-Pro Level zu füllen. Auch Andrew Thomas und Mekhi Becton wären tolle Picks, falls Wirfs bereits vom Board ist. Wir alle wünschen uns im Grunde aber nur, dass einer der Top Blocker am Ende bei uns landet und das Problem Schritt für Schritt gelöst wird. Ein unglückliches Szenario wäre tatsächlich nur, sollten die vier bereits vergeben sein, wenn wir an elf on the clock sind.

Welche Needs müssen die Jets aus Eurer Sicht unbedingt in der Free Agency und im Draft 2020 angehen, damit das Team sich weiter verbessert und entwickelt werden kann? Bei der tiefen Wide Receiver Klasse 2020 habt ihr dort bestimmt auch schon das ein oder andere Wunschziel als Target für Sam Darnold ausgemacht?

Gang Green Germany: Ein wenig wurde die Frage weiter oben (ich glaube zwei Fragen vorher) ja schon beantwortet. Angegangen werden müssen Tackle, Guard, Center, Edge Rush, Cornerback und Wide Receiver. Was davon in den ersten Draftrunden angegangen wird, hängt natürlich wesentlich von der FA ab. Wenn die Jets es schaffen könnten drei dieser Positionen mit neuen Startern zu besetzen, könnten sie sich schon sehr glücklich schätzen. Der Rest wird sich zeigen.

So eine kleine Wunschliste hat man natürlich. Neben den typischen Namen wie Jeudy und Lamb wären da noch einige interessante Namen im Draft. Ruggs III, Claypool und Jefferson sind solche Namen. Auch die könnten in der zweiten Runde schon weg sein.

Tee Higgins (Clemson) in Runde zwei wäre toll. Brandon Aiyuk (Arizona State) ist auch sehr interessant, da er keine signifikanten Schwächen aufweist. Denzel Mims (Baylor) schießt momentan die Draft Boards hoch wie kaum ein Zweiter.

Van Jefferson (Florida Gators) wäre jemand, den man auch in Runde drei vielleicht noch holen kann. Sein Vater ist Wide Receiver Coach der Jets. Das würde passen.

Unser Wide Receiver Scout Freddy ist großer Oregon State Beavers Fan. Als solcher muss er Isaiah Hodgins einfach in Runde drei kategorisieren; er hat seiner Meinung nach die besten Hände der kompletten Draft Class.

Michael Pittman Jr. wäre auch eine interessante Addition für unsere Jets – er kennt Darnold bereits aus gemeinsamen Zeiten bei den USC Trojans und könnte über die Jahre zu einer sicheren, potenten Anspielstation für Sam reifen.

Wer mehr Interesse an diesen Jungs hat kann ja gerne auf unserer FB-Seite vorbeischauen. Freddy veröffentlicht gerade nach und nach seine Scouting Reports zu den Wide Receivern. Es folgen anschließend weitere Artikel über die oben genannten, für die Jets relevanten Positionsgruppen.

Zum Abschluss ein ganz früher Blick auf die Saison 2020: Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen geht Ihr der neuen Saison entgegen? Gibt es in der AFC East die Wachablösung und es gewinnen mal nicht die New England Patriots die Division?

Gang Green Germany: Sollte es in der AFC East eine Wachablösung geben, dann werden es wohl nicht die 2020 Jets sein, die diese herbeiführen. Die Buffalo Bills sind mit ihrem Kader und vor allem ihren Entscheidungsträgern deutlich weiter. Solange aber Bill Belichick in New England die Entscheidungen trifft, sehen wir in der Division keinen Machtwechsel, vollkommen egal wen die Patriots dann am Ende aufs Feld führen.

Stand jetzt, kurz vor der Free Agency, sind die Erwartung tatsächlich sehr gering. Die Eindrücke der letzten Saison sind noch sehr präsent, die Hoffnungslosigkeit, die eine Adam Gase Offense ausstrahlt, ist zumindest bei mir noch ziemlich eingebrannt. Die Hoffnung, sich mal wieder für die Playoffs zu qualifizieren, ist aktuell eher gering und wenn Überhaupt dadurch begründet, dass im neuen CBA ein weiter Playoff Spot an jede Conference vergeben wird. Es wäre einfach schön, wenn man kommende Saison eine Steigerung der jungen Schlüsselspieler rund um Darnold, Adams, Maye, Quinnen Williams und die dann neu eingetroffenen Rookies und Free Agent Verpflichtungen sehen kann. Wie das dann Record-Technisch aussieht, gerade wenn man im Hinterkopf hat, dass uns ein sehr schwerer Schedule erwartet, ist völlig offen.

Vielen lieben Dank für das ausführliche, spannende und informative Interview. Besonderer Dank gilt Christian Strunk und den GGG-Redakteuren Heiko Bayer und Hausfeld. Mit Euch zusammen zu arbeiten macht immer große Freunde und deswegen möchten wir Euch jetzt schon für die Regular Season Partie der San Francisco 49ers bei den New York Jets zu unserem Game Day Interview im Rahmen der Gameday Previews einladen!   

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