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28. März 2024

49ers Germany

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Beyond the Horizon – Episode 16: Julian Barsch – Saturday Kickoff Podcast

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Herzlich Willkommen zur 16. Ausgabe von „Beyond the Horizon“. Heute schauen wir einmal wirklich über den Horizont hinaus und tauschen uns nicht mit einem deutschsprachigen Fanclub über unsere Teams aus, sondern wir blicken gemeinsam mit Julian Barsch, der den Podcast „Saturday Kickoff“ moderiert, in den College Bereich des Footballs. Wir sprechen über die Unterschiede zwischen NFL und NCAA, Recruiting, Rivalries und natürlich kommende Prospects für die NFL! Legen wir los! 

Hallo Julian! Herzlich Willkommen bei „Beyond the Horizon“ – der Interviewreihe der 49ers Germany. Bitte stell Dich uns doch zu Beginn einmal vor und erzähle uns, wie Du zum Football gekommen bist? Hat Dich zuerst die NFL gepackt, oder bist Du eher beim College Football gelandet?

Julian Barsch: Vielen Dank für die Einladung! Ich freue mich, hier dabei sein zu dürfen.

Ich bin bereits seit langer Zeit NBA und College Basketball-Fan. Das scheint erstmal überhaupt nicht zu passen, allerdings kommt man dann ja gerade im US Sport dann auch schnell von der einen zur anderen Sportart. In der NFL haben es mir dann erst die 49ers rund um Colin Kaepernick und Patrick Willis angetan. Deren Super Bowl-Run hat mich definitiv begeistert. Durch mehrere (auch längere) Aufenthalte in New York bin ich dann aber doch als Fan bei den Jets untergekommen, was im Nachhinein vielleicht auch nicht die beste Entscheidung war. Hoffen wir mal, dass es bald besser wird.

Den US Sport fand ich schon immer spannender als die “europäischen” Sportarten, da auch insbesondere das System rund um den Draft sehr sinnvoll und spannend ist. Dieser wurde dann schnell zu einem Fokuspunkt und vielleicht sogar meinem Lieblingsevent im US Sport-Kalender.

Nach und nach bin ich dann auch zum College Football gekommen und vor allem auch durch die Atmosphäre, die verschiedenen Spielstile und die Intensität geblieben.

Schaust Du sowohl die NFL als auch die NCAA? Hast Du ein Lieblingsteam in der NFL? Im College sind es die Ohio State Buckeyes. Warum?

Julian Barsch: Da ich viele US Sportligen verfolge, bin ich natürlich auch bei der NFL am Start, der College Football ist da aber momentan der klare Fokus. Mein Lieblingsteam sind, wie bereits erwähnt, die New York Jets. Nach einigen Aufenthalten habe ich mich dann entschieden, dass New York zu meiner Profisport-Heimat wird und ich Fan der Jets, Knicks und Mets bin. Es ist und bleibt einfach die spannendste Stadt der Welt für mich und auch das sind Aspekte, die ich für mein Lieblingsteam sehr wichtig finde.

2016 habe ich dann ein Auslandssemester in Columbus, Ohio gemacht, wodurch ich dann natürlich nicht anders konnte, als Ohio State-Fan zu werden. Die Atmosphäre in Columbus und im Stadium vor Ort war absolut sensationell und hat das nur bestätigt, was man am Bildschirm erahnen kann. So etwas habe ich bei keiner Sportart vorher erlebt und seitdem fiebere ich bei keinem Team so sehr mit, wie bei den Buckeyes. #GoBucks

Mit dem Podcast „Saturday Kickoff“ beleuchtest Du die Welt des College Footballs. Wie bist Du auf die Idee gekommen? Erläutere uns doch bitte einmal das Konzept Deines Podcasts und mache gerne Werbung für den „Saturday Kickoff“, der aufgrund von Inhalten und Qualität schnell in die Riege meiner Lieblingspodcasts aufgestiegen ist.

Julian Barsch: Erstmal vielen Dank für das positive Feedback! Während es zum Thema NFL Football schon recht viel Content in der deutschen Podcast-Szene gibt, ist der College Football und NFL Draft Content das gesamte Jahr über noch zu wenig repräsentiert. Egal, ob man jetzt großer College Football-Fan ist oder nicht - mit dem Saturday Kickoff-Podcast möchte ich eine Plattform liefern, über die jeder Fan regelmäßige Updates zu den aktuellen Ereignissen im College Football und Pre-Draft Prozess bekommt.

Dabei ist es mir ganz wichtig, mit einer Community zusammen über die Themen zu bestimmen und das zu besprechen, was auch interessant für die Zuhörer ist. Es gab bereits einige Ausgaben, die durch Wünsche von Hörern zu Stande gekommen sind. Gerade jetzt zu Beginn möchte ich dafür sorgen, dass alle Neueinsteiger auch die Möglichkeit haben, viel über den College Football zu lernen, um dann umso mehr während der Saison zu verstehen und die Diskussionen noch besser zu machen.

Natürlich wird es bis zur Saison noch ausführlich Previews geben, aber auch die Schnittstelle zur NFL wird betrachtet. Neulich habe ich z.B. mit Adrian Franke über die taktischen Einflüsse des College Footballs auf die NFL gesprochen. Während viele Podcasts bereits ein Team aus mehreren Leuten haben, hole ich mir, gerade in den längeren Ausgaben, verschiedene Gäste dazu, die im Idealfall Experten zum jeweiligen Thema sind. Der College Football ist nochmal deutlich umfangreicher, als die NFL (alleine durch die Menge an Teams). Das kann niemand komplett alleine erschließen und außerdem machen verschiedene Stimmen das Projekt auch spannender.

Gehört werden kann der Podcast auf allen gängigen Kanälen wie Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Overcast, Podcast Addict, uvm. Auf Twitter und Instagram könnt ihr den Pod unter @saturdaykick finden.

Kannst Du für uns die größten Unterschiede zwischen der NFL und dem College Football skizzieren? 

Julian Barsch:

  1. Es gibt einige Regelunterschiede, wie z.B. bei der Overtime oder der Catch-Regel. Dazu habe ich neulich erst eine Ausgabe aufgenommen. Gerne mal reinhören.
  2. Die Spielstile der Teams sind sehr unterschiedlich und vor allem viel dominanter. Einige Teams spielen konstant eine Tripple-Option Offense während andere in der passlastigsten Version der Air Raid 70 Prozent der Possessions Pass-Plays spielen. Das hat natürlich auch viel mit dem stark variierenden Talent zu tun, macht es aber auch interessanter. Es findet sehr häufig ein ‘Clash of Styles’ statt.
  3. Durch das Recruiting ist das Aufnehmen neuen, jungen Talents deutlich weniger strukturiert und es kann dadurch auch recht schnell bergauf oder bergab gehen. Die komplette Dynamik ist eine ganz andere, aber auch extrem spannend!
  4. Auch wenn die NFL deutlich intensiver ist, als Ligen wie die NBA oder MLB, da sie nicht so viele Spiele hat, kommt das nicht an den College Football heran. Oftmals reicht eine Niederlage für ein Top-Team, um die potentielle Playoff-Teilnahme in Gefahr zu sehen. Erlaubt man sich noch eine zweite, ist es meist vorbei. Das kann sehr frustrierend sein, macht aber auch jedes Wochenende zu einem Erlebnis!

Es gibt noch deutlich mehr, aber das würde den Rahmen an dieser Stelle auch sprengen. Schaut es euch einfach an und dann werdet ihr auch sehr subjektive Unterschiede feststellen.

Einer der größten Unterschiede ist die Verbundenheit zu den Universitäten und deren Sportteams. Während es bei der NFL oft nur im Business geht und Franchises einfach umziehen, ist dieses Konzept im College Football unvorstellbar. Es ist undenkbar, dass die Wolverines oder Crimson Tide auf einmal mit ihren Universitäten umziehen. Die Studenten bleiben auch nach dem Abschluss ihrer Alma Mata verbunden. Ist dies vielleicht die größte Faszination am College Football?

Julian Barsch: Das ist ein sehr wichtiges Stichwort! Ich werde demnächst eine Folge dazu machen, was für Faktoren bei einer Wahl der Lieblings-Uni relevant sein könnten und es ist absolut möglich. Man muss nicht Student vor Ort gewesen sein, um ein Team anzufeuern. Aber es ist absolut richtig, der College Football existiert schon deutlich länger, als die NFL und Tradition ist ein großer Teil der Faszination. Diese Städte wie Ann-Arbor (Michigan), Columbus (Ohio State) oder Tuscaloosa (Alabama) leben für den College Football. Das kannst du da nicht rausnehmen. Das ist auch der größte Unterschied zu Deutschland. Es ist Teil der Kultur. Im Alltag laufen viel mehr Menschen mit Trikots oder Merchandise der Unis rum, als hier. Das kann auch mitten in der Offseason sein. In einem großen Teil von Ohio haben die Buckeyes eine deutlich größere Bedeutung, als die Cleveland Browns oder Cincinnati Bengals und die sind die Profiteams. So etwas kann man sich hier nicht vorstellen.

Rivalries spielen eine entscheidende Rolle. Die großen Duelle, die von den Amerikanern zelebriert werden, wie zum Beispiel „The Game“ zwischen den Michigan Wolverines und den Ohio State Buckeyes, der „Iron Bowl“ zwischen Alabama und Auburn, der „Red River Showdown“ zwischen den Oklahoma Sooners und Texas Longhorns, sind neben der Rivalität zwischen USC und Notre Dame oder auch Army gegen Navy, welches jährliche den Abschluss der College Saison darstellt bevor die  Bowl Games starten, gigantische Veranstaltungen, die diese Städte oder ganze Landstriche elektrisiert. Wie siehst Du die Bedeutung der Rivalries, der Rivalry Week, für den College Football? 

Julian Barsch: Das ist mein absolutes Highlight im Sportkalender. Die Intensität ist ja sonst schon groß, aber in der Woche ist es absurd. Gerade zwischen Ohio State und Michigan ist es meist sehr knapp und ich konnte sehr schön erleben, was Rivalry Week dort bedeutet. Es wurde eine Woche kein M benutzt, in keiner einzigen SMS, etc. Das war etwas anstrengend, aber gehört dazu. In ganz Columbus wurden auf Straßenschildern, Anzeigen, etc. die M’s durchgestrichen. Im lokalen Nike-Store gab es ein WLAN für Ohio State und ein WLAN für “TTUN - The Team Up North” wie es dann genannt wird.

Ähnlich geht es auf jeden Fall auch bei Auburn-Alabama zu. Da gibt es auch sehr schöne Dokumentationen zu, die bestimmt auch auf YouTube zu finden sind. Kann ich nur empfehlen.

Auch für den Saisonverlauf sind diese Spiele sehr wichtig. Egal, ob z.B. Oklahoma eine top Saison hat und Texas nichts hinbekommt, an dem Wochenende kannst du die Records aus dem Fenster schmeißen bzw. ignorieren. Es geht einfach um mehr als das.

Die Head Coaches von Ohio State und Michigan werden sowohl an dem nationalen bzw. Conference-Erfolg, als auch an dem Erfolg gegen den Rivalen gemessen. Das ist unglaublich wichtig für die Fan-Base!

Ein weiteres Stichwort, was oftmals fällt im Zusammenhang mit College Football ist „Recruiting“. Kannst Du das Konzept des Recruiting einmal darstellen und auch die Stipendien und Rostergrößen erläutern. Ich glaube, damit würdest Du vielen Football Fans, die sich bisher nicht mit College Football beschäftigt haben, den Zugang erleichtern.  

Julian Barsch: Auch dazu habe ich neulich einen Podcast (mit Gast) aufgenommen.

Link: https://anchor.fm/saturdaykickoff/episodes/Recruiting--mit-James-Wiebe--5-e4akp5

Um es hier nochmal kurz darzustellen. Jedes Team kann 85 Stipendien vergeben und hat ein Roster von ca. 105 Spielern. Im Schnitt führt es dann dazu, dass jedes Team ca. 25 Recruits pro Jahrgang mit einem Stipendium ausstattet.

Im Recruiting gibt es sehr viele konkrete Regeln, was den Universitäten und Coaches erlaubt ist, da es mittlerweile ein riesiges Thema geworden ist und natürlich einen extremen Stellenwert für die Unis hat. Am Ende scouten die Coaches so viele Spieler wie möglich in ihrer Region und teilweise auch national, um die besten Akutere für das eigene Programm zu finden. Danach stehen sie mit den Spielern in Kontakt, bauen eine Beziehung auf und versuchen, sie zu überzeugen, nach der High School an die jeweilige Uni zu kommen, um dort zu studieren und Football zu spielen.

Die Spieler schauen natürlich, dass sie bestmögliche Leistungen auf dem Spielfeld und im Unterricht abliefern, um sich bestmöglich zu positionieren. Das klappt dann teilweise gut und bei einigen im zweiten Teil auch nicht so. Abgesehen davon gibt es noch Camps, Combines, etc. Diese Veranstaltungen werden von vielen Scouts besucht und auch dort kann man sich für ein Scholarship empfehlen.

Einen guten Überblick geben auch Portale wie 247 Sports oder Rivals, die Anlaufstellen online für Recruiting sind. Aber auch diese besprechen wir ausführlicher im Podcast.

Die NCAA hat die Regeln was Transfers anbelangt gelockert. Konnte früher ein Spieler nur nach akademischen Abschluss für sein letztes Jahr zu einem anderen College wechseln und sofort spielen, ansonsten musste der Spieler ein Jahr aussetzen, hat man heute den Eindruck, dass jeder Spieler sich ins Transferportal eintragen lässt, der den Zweikampf um einen Roster Spot verloren hat. Was hältst Du von der aktuellen Regelung und wie schätzt Du die Entwicklung in den kommenden Jahren ein? 

Julian Barsch: Diese Diskussion ist momentan sehr dominant und muss von zwei Seiten betrachtet werden:

Die Unis brauchen natürlich Planungssicherheit, da sie sich nicht auf Knopfruck neue Spieler besorgen können und viel Zeit und Geld investiert mit einem Spieler investiert haben. Daher ist diese Entwicklung nicht leicht und teilweise müssen Teams ihr Recruiting in der Zukunft auch anpassen. Vielleicht kann man dann irgendwann nicht mehr so langfristig planen, sondern muss eben sehr kurzfristig schauen, welche Positionen noch nicht gut besetzt sind.

Andererseits müssen die Spieler auch mehr Rechte bekommen. Jeder Coach kann bei einem neuen Angebot ohne jegliche Konsequenzen wechseln. Dazu verdienen sie dabei viel Geld und die Spieler bekommen “nur” ihr Stipendium. Das ist zwar auf der einen Seite viel Geld, wenn man dann aber sieht, dass sie ihre Körper aufs Spiel setzen und viele Unis über 100 Millionen Umsatz mit diesem Produkt machen, dann kann man das trotzdem mal in Frage stellen. Diese Regelung gibt ihnen eben etwas mehr Gleichberechtigung. Es heißt aber ja trotzdem noch lange nicht, dass ein Spieler, der nach seiner Freshman-Saison wechselt sofort bei seinem neuen Team spielen darf. Da gibt es sehr unterschiedliche Fälle, die individuell analysiert werden und oftmals müssen sie ein Jahr aussetzen.

Im College Football verdienen Spieler, abgesehen von ihrer finanzierten Ausbildung durch Stipendien, nichts. Aber im College Football steckt eine Menge Geld, wie man an den Fernsehverträgen und den Gehältern der Coaches ablesen kann. Es werden immer wieder Rufe laut, dass nicht nur die NCAA, die Colleges und die Coaches an den Einnahmen partizipieren sollen, sondern auch die Spieler. Wie siehst Du das?

Julian Barsch: Das Thema habe ich ja in der letzten Frage schon Ewas angeschnitten. Ich kann verstehen, dass es ein Problem ist, wenn Starspieler A 2 Millionen Dollar in der Saison macht und sein Backup fast gar nichts, aber trotz alledem ist es einfach nicht fair, was dort passiert.

Mir kommt es oft zu kurz, dass sie schon sehr viel Wert durch ihr Stipendium bekommen, da sich viele junge Menschen in den USA massiv verschulden müssen, um studieren zu können. Aber nichtsdestotrotz ist das nicht der richtige Weg.

Letztes Jahr wurde ein Spieler suspendiert, weil er einen eigenen YouTube-Kanal hatte und damit ein bisschen Geld verdient hat und da muss es meiner Meinung nach ansetzen. Erlaubt es den Spielern doch einfach, wie übrigens jedem anderen Studenten auch, Geld mit alternativen Tätigkeiten zu verdienen. Für mich müssen die Spieler nicht mal von der Uni bezahlt werden, aber wenn der lokale Supermarkt Spieler für einen Werbespot oder eine Anzeige bezahlen will, lasst sie das doch einfach tun.

Plus: Eine neue Regelung, die ja eventuell auch kommt, sollte eine Rückkehr vom EA Sports Videospiel “NCAA Football” ermöglichen, was sowohl für alle Spieler und Fans eine sensationelle Sache wäre!

Auch im College Football gibt es Dynasties, vergleichbar mit den Steelers, Cowboys, 49ers oder zuletzt den Patriots. In den vergangenen Jahren gab es kein Vorbeikommen an Alabama, jetzt scheint Clemson den Crimson Tide ein wenig den Rang abzulaufen. In der Vergangenheit prägten die Fighting Irish und die Wolverines das Geschehen. Wie erklärst Du im College Football diese Wellenbewegungen?

Julian Barsch: Verschiedene Faktoren spielen hier eine Rolle. Natürlich ist Geld sehr relevant. Eine Studie hat gezeigt, dass junge Footballspieler mit großem Augenmerk auf die Ausstattung der Unis gucken. Locker Rooms, Stadium und all diese Dinge sind also sehr relevant beim Recruiting. Schaut euch einfach mal auf YouTube Videos zu den Locker Rooms von Oregon, Alabama & Co an. Das ist kein Stück schlechter als in der NFL.

Am Ende hängt es dann aber vom Coaching und dem Talent, als dem Recruiting, ab. Können die Coaches eine Kultur schaffen, in der sich die Spieler verbessern und wo die Spieler gerne sein wollen? Genau das sehen wir gerade bei Clemson. Es gefällt vielen Spielern einfach sehr, sie produzieren ein NFL Talent nach dem anderen und wenn gute Spieler kommen, folgen natürlich andere. Es ist klar, dass gute Receiver zu dir kommen wollen, wenn du regelmäßig einen Top 3 Quarterback im gesamten College Football hast.

Kannst Du den nicht im College Football bewanderten das College Football Playoff System und die Bowl Games erklären? Eigentlich handelt es sich nach Abschluss der Regular Season lediglich um Freundschaftsspiele, an denen die Spieler nicht mehr teilnehmen müssen. Immer mehr setzen bei den Bowl Games schon aus, weil sie sich auf die NFL Combine vorbereiten wollen und Verletzungen befürchten.

Julian Barsch: Am Ende der College Football-Saison kommt ein Komitee zusammen und entscheidet sich für die besten vier Teams. Es gibt die sogenannten New Years’s Six Bowls. Das sind die sechs größten Bowl Games. Es ist schon immer eine tolle Leistung, dorthin zu kommen und für jede Uni auch immer ein wichtiges Spiel am Ende der Saison.

Zwei dieser New Year’s Six Bowls sind dann die Halbfinalspiele des College Football Playoffs. Die Bowl Games dafür rotieren jedes Jahr. Dieses Jahr werden es der Fiesta Bowl in Glendale und der Peach Bowl in Atlanta sein.

Aus dem Ranking der vier besten Teams spielen dann Team 1 gegen 4 und 2 gegen 3.

Für die College Football Playoffs qualifizieren sich lediglich vier Teams, was jedes Jahr zu größeren Diskussionen bei gleichen Records führt. Würdest Du es begrüßen, wenn man die Playoffs auf acht oder sechzehn Teams ausweitet und die einzelnen Conferences feste Startplätze erhalten? Dadurch könnten auch einmal kleinere Colleges in die Playoffs kommen und nicht nur immer Teams aus den Power Five!

Julian Barsch: Gerade als Ohio State-Fan kann ich da ein Lied von singen, da die Buckeyes nun zweimal in Folge sehr knapp gescheitert sind. Ich persönlich mag z.B. das große Tournament, die March Madness, im College Basketball sehr gerne, aber ein Turnier dieser Größe ist im College Football alleine durch die Menge an Spielen und die physischen Konsequenzen für die Spieler nicht möglich. Ich wäre aber ein großer Fan für ein Acht-Team-Playoff. Wer dann dort spielen darf, ist wieder etwas Anderes. Werden auch dort alle Teams von einem Komitee ausgewählt oder sind es die Champions der Power Five-Conferences ein Group of Five-Team und zwei Teams, die noch ausgewählt werden? Es gibt viele Möglichkeiten, aber das würde ich sehr begrüßen. Ob es dann noch größer werden muss, weiß ich nicht und muss nach ein paar Jahren mit acht Teams analysiert werden.

Blicken wir einmal auf die bevorstehende College Saison: Die Clemson Tigers gehen mit Quarterback Trevor Lawrence als Favorit in die Saison, dicht gefolgt von Alabama mit Tua Tagovailoa. Glaubst Du, dass ein anderes Team diese beiden vom erneuten Einzug ins Championship Game abhalten kann? 

Julian Barsch: Im College Football kann es immer sehr schnell gehen und gerade Alabama hat sehr starke Konkurrenz in der SEC. Daher halte ich es für wahrscheinlicher, dass wir Clemson erneut dort sehen. Man hat im Finale sehr stark gespielt und Trevor Lawrence startet als Quarterback erst in 2019 von Beginn an. Dazu kommt, dass die eigene Conference deutlich schwächer ist, als die SEC oder auch die Big Ten.

Dennoch glaube ich, dass wir am Ende definitiv ein anderes Team an der Spitze sehen können. Mir fällt da vor allem Georgia ein, die mit Jake Fromm einen tollen Quarterback haben und sich auch vom Talent her nicht verstecken müssen. Bereits in den letzten Jahren hat Alabama teilweise auch viel Glück gehabt, dass nicht gegen die Bulldogs verloren haben.

Auf welche Spieler sollte man in der kommenden College Saison besonders schauen? Bei den Quarterbacks lohnt es sich sicher mal einen Blick auf Justin Herbert (Oregon), Jake Fromm (Georgia) und natürlich Tua Tagovailoa (Alabama) zu werfen. Unter den Wide Receivern fällt einem sofort Jerry Jeudy (Alabama), Laviska Shenault Jr. (Colorado), CeeDee Lamb (Oklahoma), Jalon Reagor (TCU) und natürlich Tee Higgins (Clemson) auf. Wie schätzt Du die Quarterback und Wide Receiver Abschlussklasse 2019 ein?

Julian Barsch: Wenn wir auf den Draft schauen, wird die Quarterback-Klasse schon jetzt sehr gehyped. Da möchte ich erstmal die Handbremse leicht anziehen. Es passiert so viel in einer Saison und es passiert vielen jungen Spielern, dass sie ihr Niveau nicht halten können bzw. andere No-Names noch viel besser werden. Letztes Jahr hat niemand zum jetzigen Zeitpunkt vor der Saison über Kyler Murray gesprochen.

Aber vor allem bei den Wide Receivern bin ich dann doch wieder sehr positiv. Es würde mich schon sehr wundern, wenn dass keine gute Klasse werden würde. Dazu sind es einfach viel zu viele talentierte Spieler. Da möchte ich vor allem auf die ersten vier (!) Receiver von Alabama hinweisen und auch die bereits genannten WRs bringen enorm viel Potential mit.

Der vergangene Draft war sehr tief besetzt was die Defensive Line anbelangte. Für 2019 stehen die Zeichen in welche Richtung? Es sind einige gute Offensive Liner, zum Beispiel Andre Thomas (Georgia), Trey Adams (Washington) oder Calvon Throckmorton (Oregon), aber auch viele Cornerbacks könnten sich zum Draft anmelden: Bryce Hall (Virginia), Kristian Fulton (LSU), Paulson Adebo (Stanford). Welche Positionsgruppe scheint vor der College Saison am tiefsten im Hinblick auf den Draft besetzt zu sein?

Julian Barsch: Auch das finde ich immer sehr schwierig zu beantworten, aber es geht schon in die richtige Richtung. Man kann schon damit rechnen, dass die Offensive Line mehr Talent im nächsten Draft haben wird. Dazu werden wir auch wieder einige sehr starke Defensive Linemen sehen. Da sollte man vor allem in der Big Ten Chase Young von Ohio State und A.J. Epenesa von Iowa verfolgen. Auch Julian Okwara von Notre Dame und Raekwon Davis von Alabama sind sehr interessant.

In der Secondary könnte es ebenfalls eine bessere Klasse im Vergleich zu 2019 geben. Adebo hast du schon angesprochen, finde ich sehr spannend. Aber der vielleicht beeindruckendste Spieler im gesamten College Football ist der nächste Safety von LSU: Grant Delpit. Schon jetzt wird der auf ein Niveau mit Jamal Adams gehoben und ehrlich gesagt kann man es nicht wirklich bestreiten. Natürlich muss er die Leistungen nochmal bestätigen, aber schon letztes Jahr war er der beste Verteidiger in einer sehr guten LSU-Defense.

Blicken wir etwas weiter in die Zukunft: Hast Du Tipps für kommende Jahrgänge? Auf welche Spieler sollte man in den nächsten zwei, drei Jahren achten? Welche Teams kommen womöglich wieder an die Spitze zurück, oder müssen Rückschläge einstecken? 

Julian Barsch: Georgia sollte so langsam wirklich zu einer Top 3 an der Spitze gehören, da die jetzt seit Jahren sensationell spielen und toll rekrutieren. Clemson entwickelt sich für die nächsten Jahre momentan zur absoluten Elite und wird da nicht mehr so schnell wegzudenken sein. Auch wenn ich es gerade noch nicht so richtig sehe, hoffe ich, dass wir da bald stärkere Konkurrenz in der ACC haben.

Abgesehen davon glaube ich, dass auch Oklahoma und Ohio State zur Spitzengruppe aufholen können. Mit Spencer Rattler hat Oklahoma bereits das nächste QB-Talent (Nr. 1 QB der 2019er Klasse) im Kader und heute hat auch der Nr. 3 QB der 2021 Klasse zugesagt. Diese Offense wird so schnell nicht schlechter werden.

Bei den Buckeyes zeigt der neue Head Coach Ryan Day, dass auch er sehr gut rekrutieren kann und so hat man mit Garrett Wilson schon dieses Jahr einen tollen WR-Recruit bekommen, der absolutes NFL-Talent hat. Außerdem hat man erst vor einigen Wochen den Nr. 1 WR der nächsten Klasse Julian Flemming zu seiner Recruiting Class hinzufügen können.

Ich glaube, dass Florida und Auburn das Rennen in der SEC noch spannender machen und die nächsten Jahre positiv bestreiten werden. Ein weiteres Team auf dem aufsteigenden Ast ist definitiv Nebraska in der Big Ten. Mit dem (relativ) neuen Head Coach Scott Frost werden sie schon bald wieder um die Big Ten mitspielen, was man sich für die vielleicht treuesten Fans im College Football auch wünschen kann.

Viel schlimmer kann es für die Pac-12 und USC momentan eigentlich nicht werden, aber da muss jetzt so langsam mal was passieren, damit der College Football auch mal wieder ein Team von der West Coast im Playoff sieht. Der Trend dort ist sicherlich eher negativ, wobei ein Team wie Oregon schon auch Hoffnung macht.

Zum Abschluss kehren wir in die NFL zurück. Was kannst Du uns über unsere Draftpicks Nick Bosa, Deebo Samuel, Jalen Hurd und Mitch Wishnowsky berichten?

Julian Barsch: Nick Bosa habe ich natürlich bei Ohio State selber direkt miterleben dürfen. Es war sehr schade, dass er schon so früh verletzt ausgefallen ist. Ein Spieler mit sehr guter Core Strength und einem sehr kompakten Körperbau. Damit ist er ziemlich ideal, um bereits von Beginn an, Impact in der NFL zu haben. Vor allem seine Hände haben mir im Scouting Prozess zugesagt. Das sollte ihm beim Pass Rush, aber auch gegen den Run enorm helfen. Er kann sowohl als DE in der 3-4, als auch in 4-3 eingesetzt werden. Zwar fehlt ihm etwas die Spitzigkeit, um ein Pass Rusher wie Von Miller werden zu können, doch sein All-Around Paket macht ihn für mich ganz klar zu einem Pro Bowl-Prospect.

Deebo Samuel fand ich schon das gesamte Jahr über sehr cool! Es hat einfach viel Spaß gemacht, ihm zuzuschauen. Zwar ist er nicht der klassische Receiver, wenn man auf seine Maße guckt, aber ich finde auch nicht, dass dies in der heutigen NFL noch notwendig ist. Die Offense von Kyle Shanahan wird ihm helfen, da er nicht der ausgereifteste Route Runner ist. Doch er ist sehr kompetitiv und physisch. Vor allem nach dem Catch ist er sehr gefährlich und kann für Schaden sorgen. Als Slot Receiver sollte er eine erfolgreiche Karriere haben, solange er verletzungsfrei bleibt, was bereits am College ein Problem war. Ich hoffe sehr, dass das gut geht, da die 49ers da ja schon vermehrt Probleme mithatten.

Jalen Hurd ist natürlich interessant. Als Five-Star Running Back die Tennessee Volunteers (ein sehr großes College) in seinem ersten Jahr im Rushing angeführt. Nachdem er im nächsten Jahr eine Gehirnerschütterung hatte, wollte er die Position wechseln, um Verletzungen vorzubeugen. Seine Coaches wollten diesen Vorschlag jedoch nicht annehmen, wodurch Hurd zu den Baylor Bears gewechselt ist. Nach einem Jahr Pause und lernen der neuen Position als Receiver führte er die Bears dann in Receiving Yards an. Ein toller Spieler mit super Einstellung und noch viel Potential zur Verbesserung. Ich sehe ihn eventuell auch als Outside-Receiver, wo er seine Athletik und Qualität als Downfield Receiver noch besser umsetzen kann. Die 49ers werden viel Freude an ihm haben.

Zu Wishnowsky kann ich jetzt nicht so unglaublich viel sagen außer, dass er mehr als Control Punter und weniger als Power Punter gilt. Mit den Special Teams, muss ich zugeben, beschäftige ich mich eher weniger.

Wen siehst Du in der NFL in den Playoffs? Traust Du dir einen Tipp auf den Super Bowl Champion zu?

Julian Barsch: Klar, das bekommen wir hin. Es ist jedes Jahr wieder schwer, da der Turnover bei den Playoff-Teams meist schon recht hoch ist. In der AFC machen es die Patriots, Browns, Colts, Chargers, Steelers und Chiefs. Die beiden letzten Teams sind die Wildcards. In der NFC erreichen die Eagles, Vikings, Saints, Rams, Falcons und Cowboys die Postseason. Im Super Bowl treffen dann die Colts und Eagles aufeinander. Als Super Bowl MVP trägt Andrew Luck dann seine Colts zum Sieg.

Wir bedanken uns herzlich für das aufschlussreiche und interessante Interview! Wir wünschen Dir mit dem „Saturday Kickoff“ viel Erfolg und werden den Podcast mit Interesse verfolgen!      

Mehr Informationen über Julian Barsch und den Saturday Kickoff und findet Ihr hier:

Hier findet ihr die 15 vorherigen Ausgaben von „Beyond the Horizon“:

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